Um das Durcheinander mit den Sprachen zu erklaeren: waehrend wir in Australien waren, war es unser Hauptanliegen, so weit wie moeglich in die englischsprachige Kultur einzutauchen. Da wir jedoch nicht wissen, wie fluessig es sich fuer einige von euch liest, schreiben wir nun auf Deutsch weiter.
Wir waren beide fuer zwei Wochen in Malaysia und haben teilweise dieselben Orte besucht- Jane alleine und Laura mit ihrem Freund Lee:
Es ist interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ueber einen Ort davon abhaengt, welche Person ihn besucht, zu welcher Zeit, Verfassung und vorallem mit wem (bzw. auf welche Leute man zufaellig stoesst). Im Folgenden werden wir versuchen, dieses Land aus zwei Perspektiven zu beleuchten.
(Jane):
„Keine Ordnung à la Singapur, dennoch lange nicht so chaotisch wie Thailand, aber definitiv mit dem gewissen asiatischen Etwas. Ich fuehlte mich wie zurueckversetzt in der Zeit, als ich zum ersten Mal malayischen Boden betrat und mir die bekannte feuchtwarme Luft ins Gesicht wehte. Kuala Lumpur ist eine moderne Grossstadt mit ca. 2 Millionen Einwohnern und es lohnt sich hier fuer ein paar Tage Sehenswuerdigkeiten wie die Petronas Towers (die hoechsten Zwillingstuerme der Welt) zu besichtigen.
Nach einer Woche Campen an der Westkueste Australiens, genoss ich es, endlich mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. Meine Mutter hatte mir als Ueberraschung zwei Naechte im Luxushotel spendiert, da dies in Malaysia relativ guenstig ist. So laesst sich´s leben!"(Laura):
„Ja wie schoen endlich wieder einen gewissen Komfort zu haben. Eben noch am Existenzminimum gelebt(Klamotten aus der Salvation-Army, ein geschultes Auge fuer die Specials bei Woolworth um nur einige Beispiele zu nennen), steigen wir hier schlagartig zum gehobenen Mittelstand auf, was den Wert unseres Geldes anbelangt. Endlich konnte ich mich mal wieder richtig auslassen beim shoppen und sogar zwei-stuendige Luxusmassagen waren hier erschwinglich! Abgesehen davon war ich aber froh, hier schnell wieder wegzukommen: KL mit all seinen ueberfuellten Gassen und Vierteln, gepaart mit der Affenhitze, erschoepft einen sehr schnell."
(Jane):
„Kuala Lumpur ist schon ziemlich hektisch. Ich hatte zwar eine schoene Couchsurfing-Zeit hier, jedoch zog es mich ebenfalls schnell in ruhigere Gefilde nach Malakka. Bis ins 15. Jahrhundert war diese Stadt eine chinesische Kolonie, danach regierte ein malayscher Sultan. Seine Konvertierung 1414 zum Islam stellt den Beginn der islamischen Religion in der Region da und brachte ihm erhebliche Vorteile ein, da seine Handelspartner ebenfalls muslimischer Konfession waren. Von Anfang des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts stand Malakka unter portugiesischer, darauf folgend bis bis 1824 unter holländischer Herrschaft. Die Unabhaengigkeit 1957 beendete die britische Kolonialherrschaft.
Malakka steht seit kurzem auf der Liste der Weltkulturerbe der UNESCO und laeuft man durch die Gassen kann man die Entwicklung der Geschichte wie in einem Freilichtmuseum zurueckverfolgen. Danach ging es endlich in die Natur. Im mit 130 Mio. Jahren aeltesten Regenwald der Welt -Taman Negara- lebte ich fernab jeder groesseren Stadt und besuchte die Orang Asli (nomadischen Ureinwohner)in ihrem Lager. Sie lebten in Strohhuetten, ernaehrten sich nur von der Natur und wir erfuhren viel ueber ihre Jagdmethoden. Heute noch benutzen sie z.B. den Extrakt eines Baumes, um daraus Gift fuer ihre Pfeile herzustellen und es ist faszinierend, mit welcher Praezision sie ohne modern Technik ihre Jagdinstrumente herstellen.
Nach diesem Kulturprogramm lies ich die Seele auf den paradiesischen Perhentian Islands baumeln..."
„Wo du es sagst, die Perhentian Islands waren wohl das Schoenste meines Malaysia-Trips. Vom Flair und der Natur her wie Koh Tao (Thailand), von der Flaeche aber viel kleiner! Binnen zehn Minuten konnte man per Jungle-Pfad vom einen zum anderen Ende der Insel gelangen und es gab weder Strassen noch Bankautomaten!
Unsere Unterkunft bestand aus einem Chalet, das auf Soeckeln am Fusse eines Berges errichtet war und von wo aus man einen phantastischen Ausblick auf das Meer und den umliegenden Strand geniessen konnte. Tagsueber waren wir Schnorcheln und Kanu-fahren, wobei wir das Glueck hatten Riffhaie und eine Riesenschildkroete ganz aus der Naehe zu betrachten. Wenn man ein wenig Brot im Wasser verstreute, wurde man sogleich von einem Schwarm bunter Fischen umringt, was fuer ein Gefuehl!! Abends haben wir dann meist in einer der Diskotheken direkt auf dem Strand getanzt."
(Jane):
„Ich erinner mich noch, wie die Fische an einem genagt haben ;) . Auf den Perhentian Islands war es also tatsaechlich moeglich, unberuehrte Natur zu finden und Abenteuer wie bei 'The Beach' zu erleben. Es hat mich auch nicht gestoert, dass die wenigen Touristen hier unkommunikative Paerchen waren, denn so konnte ich mich mit den Locals anfreunden: Studenten aus KL, die in ihren Ferien z.B. als Tauchlehrer auf der Insel arbeiten. Sie waren ueberaus herzlich und gastfreundlich, so wie ich die Malaysier als Gesamtheit ebenfalls empfunden habe."
(Laura):
„Das gleiche Gefuehl hatte ich auch waehrend meiner naechsten Stops. Besonders auf Langkawi und Borneo ist es uns haeufig passiert, dass uns Kinder auf der Strasse zuwinkten, oder man sich ganz ungezwungen im Restaurant in nette Gespraeche mit dem Einheimischen verwickelte, die sehr interessiert an uns waren.
„Das gleiche Gefuehl hatte ich auch waehrend meiner naechsten Stops. Besonders auf Langkawi und Borneo ist es uns haeufig passiert, dass uns Kinder auf der Strasse zuwinkten, oder man sich ganz ungezwungen im Restaurant in nette Gespraeche mit dem Einheimischen verwickelte, die sehr interessiert an uns waren.
Die Tage vergingen wie im Fluge,
da wir ein buntes Programm an Aktivitaeten hatten. In Langkawi waren wir zum Beispiel parasailen, eine Sportart, bei der man an einen Fallschirm geschnallt von einem Boot durch die Luefte gezogen wird. Langkawi ist nur eine von vielen Inseln ist, daher hatte ich aus der Vogelperspektive einen maerchenhaften Ausblick auf das im Sonnenuntergang orange-rot schillernde Archipel Malaysias.
Danach gings nach Borneo, der Osthaelfte Malaysias. Hier befindet sich der mit 4095 Metern alles ueberragende hoechste Berg des Landes, Mount Kinabalu. Mit einer scheinbaren Leichtigkeit schleppten die von Kindesbeinen an den Berg gewoehnten Porter hier die Vorraete kilometerweit, wohingegen es fuer uns ein kraeftezehrender Marsch war.
Weiter gings nach Sandakan, das bekannt ist fuer seine sein Orang Utan Sancturary. Malaysia ist das einzige Land, in dem man diese, dem Menschen so aehnliche Akrobaten, noch in freier Wildbahn beobachten kann. Leider sind sie durch ihren groessten Feind, den Menschen, immer staerker vom Aussterben bedroht.
Abgesehen von der Artenvielfalt und beeindruckenden Natur Borneos, hat mich auch seine Entstehungsgeschichte stark fasziniert. Die Chinesen und Inder nutzten die westlichen Kuestenstaedte Borneos als wichtige Handelshaefen fuer u. A. Gold, edle Hoelzer und Bienenwachs. Ihr Einfluss erklaert die multikulturelle Bevoelkerung des Landes, die der groessten Bevoelkerungsgruppe nach aus Malaien(50,4 %), Chinesen(23,7 %), Indigenen und Indern(18,1 %) besteht. Wie du bereits angesprochen hast, herrscht in Malaysia der Islam vor. Da er jedoch eher friedlich absorbiert, als auferlegt wurde, besitzt er im Vergleich zu anderen Laendern hier eine gemaessigte Form. So gibt es auf Borneo viele Leute, die noch heute ihr animalistisches Kulturerbe weiterfuehren, obwohl sie offiziell Muslime sind. Ein Beispiel hierfuer waeren Opfergaben an Naturgoetter.”
(Jane):
„Die Bevoelkerungsgruppen und die dazugehoerigen Religionen hier sind grundverschieden. Die muslimischen Malayen kontollieren die Politik und die Chinesen die Wirtschaft, was durchaus Spannungspotential birgt. So gibt es unter Anderem Restriktionen fuer Chinesen, gewisse Grundstuecke zu erwerben, um einem weiteren Anwachsen ihres Wirtschaftsmonopols entgegen zu wirken. Auch bei der Partnerwahl sind die Bevoelkerungsgruppen getrennt, weshalb interreligioese Ehen sehr selten sind bzw. auch mit grossen Huerden seitens der strengen Regierung verbunden sind. Man muesste hierfuer in einer langwierigen Prozedur konvertieren( jeder gebuertige Malaye gehoert automatisch dem Islam an).
„Die Bevoelkerungsgruppen und die dazugehoerigen Religionen hier sind grundverschieden. Die muslimischen Malayen kontollieren die Politik und die Chinesen die Wirtschaft, was durchaus Spannungspotential birgt. So gibt es unter Anderem Restriktionen fuer Chinesen, gewisse Grundstuecke zu erwerben, um einem weiteren Anwachsen ihres Wirtschaftsmonopols entgegen zu wirken. Auch bei der Partnerwahl sind die Bevoelkerungsgruppen getrennt, weshalb interreligioese Ehen sehr selten sind bzw. auch mit grossen Huerden seitens der strengen Regierung verbunden sind. Man muesste hierfuer in einer langwierigen Prozedur konvertieren( jeder gebuertige Malaye gehoert automatisch dem Islam an).
Trotzdem hat man den Eindruck, als waere das alltaegliche Zusammenleben unter der normalen Bevoelkerung vorbildlich friedlich. In Penang z.B. gibt es ein indisches Viertel, in dem auf den Strassen tatsaechlich fast nur Inder rumlaufen, es authentische Produkte wie Saris zu kaufen gibt und Bollywood-Musik aus den Boxen schallt. Diese Stadt hat jedoch auch einen starken chinesischen Einfluss. So erfreuten wir uns in einer riesigen chinesischen Food Hall an schrillem China-Pop und besuchten ein experimentelles Kunstfestival an den Clan Jetties.
Hier leben Chinesen in uralten, traditionellen Haeuschen direkt am Bootsanleger.
Ein gutes Beispiel, in dem sich die gemixte Kultur ebenfalls zeigt, ist die fuer Malaysia typische, koestliche Fusionskueche. Roti Telur z.B. vereint das indische Roti(=Brot) mit dem malayischem Telur(=Ei) und entwickelte sich zu einer unserer Leibspeisen. Abwechslungsreicher koennte ein Land gar nicht sein!”
Wir hatten, als wir damals Thailand verliessen, das Gefuehl Asien unverrichteter Dinge zu verlassen. Wer haette gedacht, dass uns ein kostenfreier Stopover noch mal hierherfuehrt und wir erneut in den so faszinierenden Suedosten Asiens reinschnuppern koennen?
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