Per Anhalter fuhren wir weiter nach Ciudad del Este und durch Glueck befanden wir uns im gleichen Wagen wie ein Buergermeister, der so spendabel war, uns die weitere Fahrt in einem Luxusbus zu sponsorn. Heisst, Champus, Wein und Essen geniessen waehrend sich das Polster per Knopfdruck in perfekte Schlafposition justieren laesst.
Ciudad del Este ist fuer seine guenstigen Elektronikgeraete sowie seine Korruption bekannt. Die Stadt glich einem einzigen, riesigen Schwarzmarkt.
Abgesehen von Computern und MP3 Playern konnte man sein Waffenarsenal auch mit diversen Elektoschockern, Klappmessern und Revolvern aufbessern.
Paraguay ist neben Bolivien das zweitaermste Land Suedamerikas, was uns auch gleich schon nach Ankunft am Busterminal bewusst wurde. Halbseidene Gestalten mit Brustbeuteln riefen uns ¨Cambio!¨ hinterher, die Aufforderung, bei ihnen das Geld umzuwechseln. Direkt neben dem Busterminal befand sich ein Slum, in denen die Guaraní auf notduerftigste Art in Wellblechhuetten lebten und ihr Essen auf kleinen Feuerstellen erwaermten. Sie sind die Ureinwohner Paraguays und gesellschaftlich benachteiligt, weshalb auch die Kinder ihre Familien fianziell unterstuetzen, also betteln oder auf den Strassen Softdrinks und andere Waren verkaufen.
(Guaraní ist uebrigens ebenfalls die Bezeichnung fuer ihre Sprache; ca. 95% der Bevoelkerung Paraguays sind jedoch Mestizos, haben also indigenen sowie europaeischen Ursprung und sprechen neben Spanisch G. als erste Wahl.)
Nach Jahrzehnten der Diktaktur wurde der jetzige Praesident Nicanor Duarte Frutos 2003 erstmals in einer demokratischen Wahl als Praesident in ein durch und durch korruptes System gewaehlt. Es ist also nicht verwunderlich, dass das Vertrauen der Bevoelkerung in Frutos- welcher der selben Partei wie seine korrupten Vorgaenger angehoert- gespalten, sowie die Lage im Land als unstabil zu bezeichnen ist.
Dies laesst sich auch daran erkennen, das jedes etwas noblere Haus stark bewacht wird und Banken teilweise gar an einen Hochsicherheitstrakt erinnern. Einmal, als wir Geld abgehoben haben, fiel uns auf einmal ein Wachmann in einem Security-Auto auf, der uns wirklich die ganze Zeit beobachtete. In dieser hektischen Stadt muss man staendig seine sieben Sinne beisammen halten. Sei es waehrend einer turbulenten Fahrt mit dem Mottoradtaxi [man achte bitte auf Janes gutsitzenden Helm, der hier zusaetzlich fuer Sicherheit sorgt ;) ] durch den Feierabendverkehr, bei der einem das Adrenalin nur so durch den Koerper schiesst, oder waehrend man permanent Preise verhandelt, um nicht um sein Rueckgeld beschissen zu werden.
Da wir nicht nur durch Reisefuehrer, aber auch durch unsere Couchsurfer gewarnt wurden, immer Acht auf unsere Sachen zu geben und nie anderen aufzuschliessen, hatten wir schon haeufig ein mulmiges Gefuehl sobald der Abend daemmerte.
Es waere jedoch vermessen, nach unserem Kurzaufenthalt in einer Stadt, der nicht der beste Ruf vorrauseilt, die von vornherein nur als Transitstop gedacht war und in der wir fast ausschliesslich Kontakt zu unserem libanesischen Couchsurfer hatten, das Land und seine Bevoelkerung zu verurteilen.
Die einzige erfreuliche persoenliche Erfahrung, die ich(Jane) hier hatte, war auf der Strasse mit einer aelteren Kraeuterfrau Tereré zu trinken und mich mit Haenden und Fuessen mit ihr zu verstaendigen. Tereré ist das Nationalgetraenk Paraguays und wird bei jeder Gelegenheit getrunken.
Anstatt heissem, wird der Mate-Tee hier mit eiskaltem Wasser aufgegossen, dem vorher verschiedenste kleingemoerserte exotische Kraeuter -je nach gewuenschtem Effekt auf den Koerper- beigemischt werden.
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