Auf diesen Raimbow-Gatherings treffen sich Hunderte von Hippies aus aller Herren Laender in der Natur um alles miteinander zu teilen, ganz nach dem Motto “Sharing is caring”. Jeder der ein spezielles Talent hat, sei es Gitarrespielen oder Messerwerfen, kann dies in einem Kurs freiwillig anbieten und so ergibt sich ein vielfaeltiges Angebot von Aktivitaeten. Ja, hoert sich alles klasse an, aber schonmal vorweg: Habens leider nicht geschafft aus vielerlei Gruenden, aber dazu spaeter nochmal…
Jedenfalls haben wir uns mit Anna in die Karre geschwungen und sind losgebrettert. Zu ihr moechten wir noch kurz ein paar Worte verlieren, da sie wirklich ein Fall fuer sich ist. Mit ihrem Walla-Walla-Gewand, Klimperkettchen am unbeschuhten Fuss und Lockenkopf wirkte sie, als haette man sie geradewegs vom Woodstockfestival aus den 60-igern hergebeamt. Dementsprechend fuhr sie natuerlich auch ein 68-iger VW-Hippiemobil, welches mit Dreamcatchern und kuriosen, uns unbekannten Instrumenten geschmueckt war. Nun gut, wir moechten uns nicht zu sehr in Einzelheiten verlieren, da Svenja schon angemerkt hat, dass wir ab und zu mal schneller auf den Punkt kommen koennten.
Unter Zeitruck, da wir fuer mehr als eine Stunde in die falsche Richtung gefahren waren, weil Anna Karten fuer sinnlos hielt pesten wir bei einer Affenhitze von 45 Grad den Highway entlang. Natuerlich bekamen wir die Fahre nicht, was von Anna mit einem “Ahh ich hatte das schon so im Gefuehl…”quittiert wurde . Ich dachte immer, ich(Laura) waere verpeilt, aber gegen diese Frau stink ich echt total ab.
Nach diesem Fiasko seilten wir uns dann erstmal fuer eine Weile nach Belgrave ab, einem verschlafenen Vorort im Osten von Melbourne , wo uns ein paar Freunde aus Hamburg hosteten, mit dem Plan Anna in Tasmanien wiederzutreffen.
Tasmanien
Da es auf Tasmanien eher ruhiger zugeht und es ziemlich weit abgelegen ist, verirren sich nur recht wenige Backpacker nach Tasmanien, was uns zur Abwechslung mal ganz gelegen kam. In allen grossen Staedten Australiens und speziell an der Ostkueste kommt man sich hingegen manchmal wie am Ballermann vor: egal wo man hingeht, sei es die Kunsthalle, der Strand oder die Einkaufsmeile: ueberall schnappt man deutsche Wortfetzen auf.
Nicht, dass wir was gegen Deutsche haetten, aber es ist nunmal so dass gleich und gleich sich gern gesellt und dass man dann meistens schon mit Deutschen rumhaengt und das ist ja eigentlich nicht Sinn der Sache!
Um zurueck auf Tasmanien zu kommen: Im Vergleich zum Festland ist die Insel ja unglaublich klein( umfasst nur 0,89 % der Gesamtflaeche Australiens), wodurch man einen guten Ueberblick hat und das befriedigende Gefuehl nach zwei Wochen auch mit schmalem Geldbeutel (fast) alles gesehen zu haben. Australier vom Festland munkeln sogar, dass man in “Tassie” aufgrund der Groesse und Population sogar seinen Cousin heiraten darf!
Wir kamen mit dem Flieger in Launceston an, was im Norden der Insel liegt und mit 190 000 Einwohnern die zweitgroesste Stadt der Insel darstellt. Mit der atemberaubenden Catacact-Gorge (Schlucht) und den vielen malerischen, auf Huegeln gelegenden Haeuschen im viktorianischen Stil, war Launceston auf jeden Fall einen Besuch wert. Mit ein paar Leuten, die wir dort kennenlernten, fuhren wir gemeinsam zum Rainbow-Gathering wo wir erfuhren, dass dieses just an diesem Tag abgebaut warden sollte, “But you can help cleaning”. Klasse.
Alternativ sind wir dann zum beruehmten Cradle Mountain National Park gefahren, dessen Ausmass sich ueber 1262 Quadratkilometer erstreckt und eine einzigartige Landschaft zum Wandern bietet. Hier befindet sich auch der Mount Ossa, Tasmaniens hoechster Berg und Lake St. Clair, Australiens tiefster Suesswassersee.
Da wir nicht wirklich eine Ahnung von den Wanderpfaden hatten, schlossen wir uns einer Gruppe aelterer Wanderer an, um mit ihnen die Spitze des 1500 Meter messenden Cradle Mountains zu erklimmen. Aufgrund der extremen Steilheit und unwegsamen Beschaffenheit des Berges, stellte sch dies als ziemliche Grenzerfahrung heraus. Auf unserem Marsch zum besagten Berg, passierten wir den sogenannten “Overland-Track”, dessen charakterischtisches Merkmal das ‘Buttongrass’ ist, das aussieht wie kleine Igel, die im Wiesenland verstreut sind. Hin und wieder begegnet man einem vor sich hinmuemmelnden Wombat oder einem Tasmanian Devil, der sich in etwa mit einem Hund vergleichen laesst, mit dem Unterschied, das er die Saebelzaehne eines Tigers besitzt.
Neben dem ‘Overland-Track’ durchstreiften wir ausserdem das Unterholz der dortigen Regenwaelder, wobei uns das Plaetschern der Wasserfaelle den passenden Soundtrack lieferte. Ebenfalls von beeindruckender Schoenheit waren die riesigen Gletscherseen, bei deren betreten einem die Glieder taub wurden. Es hatte etwas unglaublich Beruhigendes dort am Ufer zu sitzen, und einfach nur auf das stille Wasser und die, sich ringsrum majestaetisch auftuermenden, Berge zu blicken.
Der Aufstieg
Der Anstieg am Fusse des Berges fing relativ unbeschwerlich an, wurde jedoch bei zunehmender Hoehe immer holpriger und steiler. Staendig musste man ueber Geroell klettern und teilweise konnte man direkt in den Abgrund schauen, waehrend man sich ueber massive Felsbrocken im 90 Grad-Winkel hievte. Ein falscher Schritt koennte fatale Folgen haben; es war beaengstigend aber zur selben Zeit auch unglaublich euphorisierend. Als wir schliesslich den Kamm des Berges erreichten, durchstroemte uns das Gefuehl von Freiheit und Stolz. Man neigt viel zu oft dazu sich selbst zu unterschaetzen: eigentlich ist man zu viel mehr faehig, wenn mans nur versucht.
Weiter nach Hobart
Beschwingt von diesem atemberaubenden Erlebis, machten wir uns auf nach Hobart (200.000 Einwohner), der Hauptstadt Tasmaniens.
Da die Busverbindungen in Tasmanien ziemlich schlecht sind, waren wir gezwungenm fuer eine Nacht in der ehemaligen Bergbauprovinz ‘Queenstown’ zwischenzustoppen. Queenstown hatte seinen Hoehepunkt vor ungefaehr 200 Jahren, als hier noch die Minenindustrie florierte. Seitdem scheint es als ob hier die Zeit stehen geblieben sei. In der einzigen Ladenzeile der Stadt, die das ‘kulturelle Zentrum’ darstellt, trifft sich Gott und die Welt im Take-Away-Imbiss, der dort so ziemlich das Aufregendste ist, was die Stadt zu bieten hat. Wer jung und nicht Bogen ist (die australische Bezeichnung fuer einen Hinterwaeldler bzw auf dem Dorf lebende, ungebildete Person), hatte das Kaff schon laengst verlassen. Wir wollen einmal kurz versuchen, die Atmosphaere in dem besagten Take-Away-Imbiss zu rekonstruieren: man sitzt da so ueber seinen fetttreifenden Burger gebeugt, wahrend man das Treiben alter Tattergreise beobachtet, die sich wortlos gegenueber sitzen und ihre Fritten mampfen. Totenstille. Wenn man aus dem Fenster blickt sieht man keinen einzigen Menschen und wenn doch, traegt er einen braesigen, gleichmuetigen Ausdruck auf dem Gesicht. Eine wirkliche Geisterstadt, die stark an den Horrorfilm “The hills have eyes” erinnert.
Endlich in Hobart
Hobart wurde bereits 1804 gegruendet und ist nach Syndey die zweitaelteste Stadt Australiens. Geographisch liegt Hobart an der Kueste, wo die See und der Derwent River aufeinanderstossen, im Hintergrund der Stadt steht der Mount Wellington. Wahrend der ersten sieben Jahrzehnte nach der Gruendung, gehoerte Hobart zu den weltweit wichtigsten Haefen fuer Wahlfaenger, wodurch schnell ein betraechtlicher Wohlstand erreicht wurde. Hobarts Kern, der direkt am Hafen liegt, erinnert an ein kleines Fischerdoerfchen und besticht durch seinen maritimen Flair. Mit seiner ueberschaubaren Groesse und einem vorzeigbarem Angebot an Irish Pubs, lohnt es sich definitiv dort mal vorbeizuschauen.
Die malerischen Bauwerke aus der Kolonialzeit wurden liebevoll erhalten, ein Beispiel dafuer sind die Lagerhaeuser aus Sandstein am Salamanca Place. Man bekommt einen Eindruck davon, was fuer einen Einfluss die Kolonialzeit einst hatte und wird ein wenig an die Backsteingebaeude der Speicherstadt erinnert.
Da man in Tasmanien ohne Auto ziemlich aufgeschmissen ist, beschlossen wir uns per Gumtree ein paar Reisegefaehrten zu suchen, m mit ihnen gemeinsam ein Auto zu mieten. Mit unserem Aufenthalt in Launceston, dem Nationalpark Cradle Mountain und Hobart, hatten wir bereits die wichtigsten Orte im Norden, Westen und Sueden der Insel abgeklappert. Somit fehlte also nur noch der Osten der Insel, welcher fuer seine weissen Sandstraende und Regenwalder bekannt ist. Die folgende Woche verbrachten wir also jeden Tag in einem anderen, der nahe beeinander liegenden Nationalparks, wobei uns besonders die an der Kueste liegenden ‘Blowholes’ in Erinnerung geblieben sind. Diese entstehen durch jahrtausendlange Erosion des Gesteins, wobei die Wellen kontinuierlich gegen den Fels schlagen und somit immer mehr Gestein abtragen, bi seine grosse Hoehle entsteht. Diese weitet sich immer mehr aus, bis sie eine derartige Groesse erreicht, bei der die Decke nicht mehr standhalten kann und bricht.
Wineglass Bay, Port Arthur und Colombia Falls
Von ausserordentlicher Schoenheit waren ebenfalls die Miniatur-Paradiese Wineglass Bay, Port Arthur und die Colombia Falls. Bei unserer mehrstuendigen Hiking-Tour durch den Wineglass Bay Nationalpark, hatten wir nicht nur die Chance ein einmaliges Panorama ueber die von tropischen Pflanzen bewachsene Berglandschaft zu geniessen, sondern hatten auch das Glueck zahme, freilebende Wallabies am Strand zu fuettern.
Am Tag darauf besuchten wir das ehemalige Gefaengnis Port Arthur, von dem heute nur noch die Ruinen uebrig sind. Ab 1830 wurden hier die schlimmsten Verbrecher der Kologie hierher entsandt. Was dieses Gefaengnis ausbruchssicher machte, war die natürliche Lage der Halbinsel. Sie ist von der Tasmanischen Seeumschlossen, in der es von Haien nur so wimmelte, und war nur über eine sehr schmale Landbrücke mit dem Festland verbunden. Was dieses Gefaengis besonders macht, ist das hier die stille Sanktion vollstreckt wurde. Statt also die Haeftline nur physisch zu peinigen, hatten die Straefline ebenfalls stehts still zu sein und jedweder Kontakt, sei es zu anderen Insassen oder Waertern wurde unterbunden.
Am vorletzen Tage unseres Roadtrips, wurde mein(Laura) Traum endlich wahr: mein ganzes Leben hatte ich mir ausgemalt, wie es so ist, im Jungle zu sein und sich Lianen entlangzuschwingen und sich mit einer Machete durchs Buschwerk zu kaempfen. Okay, ganz so abenteuerlich wars dann doch nicht, aber nichtsdestotrotz totaaaal schoen!!!Wasserfaelle von immensem Ausmass und plaetschernde Baeche mit moosbedeckten Steinen, wanden sich durch das Unterholz, welches von Farnen bewachsen war. Wenn man emporschaute, erblickte man Unmengen von unbekanntem, aufregendem Junglegewaechs und Fledermaeuse und die Staemme mancher Baueme waren so riesig, dass man mindestens 10 Mann braeuchte um sie zu umfassen. Wie auch immer, Worte reichen einfach nicht aus, um die unglaubliche Schoeheit und Magie des Urwalds wiederzugeben.
Camping
Gegend Abend fuhren wir dann meist an einen verlassenen Strand, wo wir unser Zelt aufschlugen und unsere ‘Baked Beans’ und ‘Goon’ am Lagerfeuer genossen. Das Praktische an diesem Goon-Bag ist, dass man es nach dem Entleeren auch als Camping-Kissen benutzen kann.
Es ist ein wunderbares Gefuel aufzuwachen und das erste, was man vor der Nase hat, ist das schaeumende Meer. Trotzdem ist es sehr schoen wieder in die Zivilisation zurueckzukehren und sich endlich wieder normal waschen zu koennen.
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