Freitag, 16. Januar 2009
Thailand
Auf der Suche nach der tradionellen Schoenheit Asiens, entschlossen wir uns spontan, den Billigflieger nach Thailand zu nehmen.
Die ersten Tage auf thailaendischem Boden haben wir im Sueden Thailands, in Phuket, verbracht. Phukets Ruf war zwar schon vorher bekannt und Patong Beach, der populaerste Strand dort, hat uns einerseits auch abgestossen - Meere von Sonnenliegen, dickbaeuchige Sextouristen, prollige selbstgefaellige Westler , staendig wird man gefragt, ob man nicht eine "Thai-Massaaa"(=Massage, fuer Maenner auch mit "Happy Ending"...) oder ein "Tuk Tuk"(so heissen hier die offenen Grossraumtaxis) moechte und wenn man am Strand liegt, kommt staendig jemand vorbei, der einem etwas verkaufen moechte- andererseits waren wir von dem Trubel auch fasziniert. Nachts kann man von einer Bar zur naechsten ziehen und ueberall ist etwas los. "Ladyboys" tanzen in den Bars auf Podesten und teilweise fragt man sich, ob sie tatsaechlich einmal Maenner waren. Wir haben auch gehoert, dass sich viele Maenner nur zu Frauen umoperieren, da sie so mehr Geld machen koennen. Was fuer eine abstruse Vorstellung! Fuer kein Geld der Welt wuerde ich meine Sexualitaet verkaufen. Sie definiert doch soviel ueber was man ist.
Phuket hat sicherlich auch andere Seiten, wir haben uns aber nur die extrem touristische angesehen. Die Ortwechsel und das Feiern lassen einen verdammt traege werden!
Ein Wat haben wir uns angeschaut, Wat Chalong, ich liebe diese prunkvollen religioesen Staetten, aber auch hier war alles wieder recht touristisch...
Moechten uns aber nicht beklagen, schliesslich ist das Phuket und wir auch ziemlich planlos.
Unser Trip zum Big Buddha (einer 45 Meter hohen Buddha Statue in den Bergen von der aus man einen wundervollen Blick ueber Phuket haben soll), den wir am selben Tag eigentlich noch machen wollten, wurde jaeh von einem Motorrollerunfall unterbrochen.
Wir hatten uns von zwei freundlichen Thais an einem Strassenimbiss einen von diesen Rollern ausgeliehen, mit denen in Thailand auch Waren transportiert und von denen aus auch alles moegliche an Essen verkauft wird. In den Strassen von Phuket sieht man staendig jemanden, der getrocknete, kleine Tintenfische oder Fleischspiesse und aehnliches vom Roller aus verkauft. Nunja, gleich auf den ersten Metern sind wir mit einem Maedchen aus dem Gegenverkehr zusammengekracht, es ist zum Glueck nichts passiert! Nie wieder Motorroller in Thailand...zumindest keinen klapprigen Gemuesetransporter bzw. zumindest nur noch auf wenig befahrenen Strassen!
Zur thailaendischen Mentalitaet koennen wir bis jetzt sagen, dass die Menschen sehr herzlich und hilfsbereit sind. Wenn man sich nicht von irgendwelchen Schleppern vollquatschen laesst, die einen auf der Strasse ansprechen und einem irgendetwas ueberteuert verkaufen wollen, macht man eigentlich nur gute Erfahrungen.
Es sei denn, man weisst einen selbstgefaelligen, ekligen Westler darauf hin, dass die jungen Thai-Maedchen um ihn herum eigentlich nur sein Geld wollen und ihn gewiss nicht toll finden. Dann kann es schon mal sein, dass die Reaktion der Thais variiert. Viel haette nicht gefehlt und wir haetten einen auf die Ruebe bekommen. So im nachhinein denken wir aber auch, dass es eigentlich nicht unser Bier ist....aber wenn man den ganzen Tag nur solche Paar-Konstelationen sieht, laeuft halt irgendwann mal das Fass ueber.
Zu einigen Thailaendern haben wir auch Kontakt geschlossen. Beispielsweise haben wir zwei Kuenstler, Pitak uns Zagura, kennengelernt, die in einem Atelier in Patong Beach arbeiten. Viele Stunden verbrachten wir dort, chillenderweise mit einem Singha-Bierchen in der Hand, begleitet von sanften Reggae-Klaengen. Es war zu niedlich, wie sie versucht haben, auf Englisch mitzusingen.
Auf der Suche nach einem guenstigen Tauchkurs sind wir dann schliesslich auf die im Sueden von Koh Tao gelegene Tauchschule Carabao aufmerksam geworden. Die Ueberfahrt war von komplizierterer Natur. Erstmal sind wir mit dem Bus vier Stunden nach Surat Thani gefahren, von wo aus Schiffe in alle Richtungen ablegen, obwohl uns gesagt wurde, dass die Fahrt nur 40 Minuten dauern wuerde. Hungrig, miefend und planlos kamen wir dann abends im verregneten Surat Thani an und wurden sogleich von Schleppern auf die "guenstigsten" Angebote hingewiesen. Wir lehnten jedoch dankend ab und schlossen uns einer Gruppe von gleichgesinnten Tschechen und Finnen an, die ebenfalls mit dem Boot weiterreisen wollten.
Am Hafen angekommen, erfuhren wir dass die Nachtfahrt ganze neun Stunden dauern wuerde, worueber Jane ueberhaupt nicht amuesiert war, weil es ihr schon den ganzen Tag nicht gut ging. Nach einigem Hin und Her konnte sie sich letztendlich dazu durchringen das Boot zu nehmen und nicht die Nacht im Hotel zu verbringen. Angenehmerweise stellte sich die Fahrt jedoch als relativ ruhig und reibungslos heraus. Der ganze Kutter war mit Matten ausgelegt, wo wir uns ein Lager errichteten und nur hin und wieder wurde der Frieden durch eine herumkrabbelnde Kakerlake gestoert.
Die Insel Koh Tao ist im Vergleich zu Phuket viel idyllischer und ruhiger. Man wird auf der Strasse nicht dauernd angeschnackt und der Hauptteil der Leute, der hierher kommt, scheint aus Backpacker-Volk zu bestehen. Also eher unser Ding. Waehrend in Phuket weitlaeufige Straende mit massig Sonnenschirmen und Strandliegen Standard waren, so wirkt hier alles verspielter. Gebirge, die am Ufer zu Felsformationen auslaufen, gehen ueber in kleine Buchten mit naturbelassenen Straenden. Huegelige Schotterpisten, auf denen sich Motorrad und streunender Hund "Hallo" sagen und sich auch mal ein Hahn verirrt, praegen ebenfalls das Landschaftsbild. Auch einen kleinen Affen haben wir gesehen, der vor einer Art Privat-Zoo sein Unheil Trieb. Zum Dank fuer Lauras Fuehrsorglichkeit, ihn fuer ein paar Augenblicke aus der Tristesse eines schnoeden Affenlebens heraus auf ihren Arm zu nehmen, schiss er ihr auch sogleich auf die neu gekauften Flip Flops.
Das Wetter hier ist ziemlich gut. Die Sonne knallt nicht permanent, sondern meist ist es etwas bedeckt, sodass es sich perfekt chillen laesst. Die ersten Taucherfahrungen haben wir nun schon hinter uns und haben auch schon die theoretische Pruefung mit Bravur bestanden. Da wir uns waehrend der Pruefung austauschen konnten, uns die Antworten teilweise gesagt wurden und wir zudem noch das Buch benuzten konnten war dies keine Schwierigkeit.
Das Gefuehl unter Wasser zu schweben ist wirklich einzigartig. Man fuehlt sich wie ein Astronaut auf einem anderen Planeten. Waehrend man so schwerelos umhertreibt, umgeben von diversen Korallenriffen und Fischschwaermen, uebermannt einen das Gefuehl von Leichtigkeit und Schwerelosigkeit (Jane: Ich denke bei mir kommt die Leichtigkeit erst, wenn ich mehr Erfahrung im Tauchen habe und keinen Gedanken an Atemgeraet und Co. verschwende...).
Auch, wenn wir nicht den enthusiastischsten Tauchlehrer hatten, die Sicht auf Koh Tao ziemlich schlecht war und statt dem Open Water- nur das Scuba-Zertifikat erreicht haben, so moechten wir doch in Australien wieder tauchen. Etwas verwundert waren wir darueber, dass die Fische anscheinend gar keine Angst vor uns hatten und nicht wegschwammen.
Nach den taeglichen Aktivitaeten fanden sich die Leute aus den Tauchschulen dann meistens zusammen, um ins Restaurant zu gehen, da selber kochen hier nicht ueblich ist. Das kommt uns gelegen, da die thailaendische Kueche ebenfalls goettlich ist. Fuer umgerechnet 1,70 Euro (ein Euro entspricht im Moment 45,2 thailaendischen Baht) kann man sicher hier an Green Curry, Tom Yam Gung (das ist eine saeuerliche Suppe mit Meeresfruechten, Ingwer und Zitronengras), Pad Thai (die thailaendische Version von gebratenen Nudeln), oder Banana-Pancakes laben. Fuer die taegliche Vitamin-Zufuhr ist auch gesorgt, da ueberall am Strassenrand Verkaeufer frische, tropische Fruechte anbieten. Teilweise von sehr kurioser Beschaffenheit, weshalb wir schon so manches Frucht-Photo geschossen haben. Nach dem Essen zieht man dann meist noch weiter in eine der auf Pfaehlen errichteten Strandbars. Wir haben schon unsere Stammbar gefunden: die Eazy Bar. Alles ist so, wie der Name vermuten laesst. Die Leute chillen unter freiem Himmel auf Liegekissen, man blickt auf das Meer und vor einem weidenaehnlichen Baum, der sich ueber die Bar woelbt, haengen viele Schwarzlicht-Roehren, Lichterketten und grelle Neonbilder. Wenn man da so sitzt, umgeben von Palmen, den netten Leuten, der guten Musik und dem funkelnden Sternenhimmel , ist es wie im Paradies. Wir haetten niemals geglaubt, dass man in Thailand so leicht Drogen konsumieren kann, so wie hier die Johnnys im Sekundentakt ueber die Theke fliegen. Umgerechnet zwei Euro bezahlt man hier fuer einen schon fertig gedrehten Joint, den man beim Kellner bestellt.
Die ersten Tage unseres Aufenthalts auf Koh Tao verbrachten wir im Hotel, welches im Preis fuer den Tauchschein mit inbegriffen war. Nun wohnen wir aber mit Will, einem franzoesischen Couchsurfer, der hier Tauchunterricht gibt, zusammen in einem kleinen Bungalow.
Was ungewoehnlich ist, sind die sanitaeren Anlagen, an die man sich erstmal gewoehnen muss. Es gibt weder eine Spuelung, noch Toilettenpapier und meistens ist die Toilette einfach nur ein Loch. Statt Papier nutzt man hier einen Wasserhahn und zum spuelen schaufelt man Wasser aus einer Regentonne. Die Thailaender scheinen sich nicht daran zu stoeren, immer ein nasses Hoeschen zu haben. Naja, zumindest ist diese Methode umweltfreundlicher.
Nicht so weit entfernt von Koh Tao befinden sich noch weitere Inseln, wie beispielsweise Koh Samui oder Koh Phangan. Auf letzterer verbrachten wir uebrigens Sylvester. Die Full Moon Parties sind eines der Aushaengeschilder dieser Insel. Sie wurden uns als "Mekka der Backpacker" beschrrieben. Als wir ankamen, war unsere Stummung erst mal im Eimer. Zum Einen, weil die Speedboatfahrt sich als absoluter Horror darstellte und man alle paar Meter jemanden ueber einer Kotztuete gebeugt sah, zum Anderen, weil es auf Koh Phangan in Stroemen goss und von Beachpartystimmung keine Rede sein konnte. Ausserdem hatte sich Laura beim Alkoholkauf leicht verkalkuliert, so dass es noch in den Sternen stand, wie sie die Rueckfahrt finanzieren, geschweige denn den Eintritt fuer die Party bezahlen sollte.
Die Sache mit dem Eintritt erledigte sich dann auf "Laura-Manier" von selbst...und fuer die Rueckfahrt fand sich ein eifriger Spender. Gesegnet sei er.
Die Party war definitiv eine der groessten und besten, die wir erlebt haben.
Der Strand war riesig. Ueberall sah man Feuertaenzer mit Pois, neonbemaltes, im Schwarzlicht leuchtende Menschen, Feuerwerk am Himmel und gut gelauntes Partyvolk aus aller Herren Laender. Fuer fast jeden Musikgeschmack war etwas dabei, von Drum 'n' Base, ueber Elektro, zu R 'n' B. Was unsere Aufmerksamkeit erregte, war, dass an manchen Bars brennende Seile aufgespannt wurden, in die sich verrueckte Leute stuerzten, um Seil zu springen. Natuerlich war es immer schon im Vorraus klar, dass sich das Seil bei so vielen Menschen verfangen und es in Verbrennungen enden wuerde ( die Hose eines kuehnen Seilspringers fing sogar Feuer.), nichtsdestotrotz sprangen die Leute immer wieder voller Elan in die Flammen.
Getrunken wurde hier nicht aus Glaesern, sondern aus den sogenannten Buckets, die typischerweise SangSom(Thai-Whiskey) und RedBull enthalten.
Nun, wo wir Thailand verlassen haben, wird uns bewusst, wieviel uns das Land eigentlich gegeben hat. Warum wird einem sowas immer erst hinterher so richtig klar? Wenn ich an Thailand, besonders an Koh Tao, denke und an die Leute, die man auf der Strasse getroffen hat und die einen einfach so zum essen eingeladen haben, werde ich(Jane) immer noch wehmuetig. Das Kapitel Asien ist jedenfalls noch nicht abgeschlossen! Es scheint als ob man unverrichteter Dinge abfaehrt und noch etwas fehlt. Irgendwann werden wir in dieses wundervolle Land zurueckkehren, das obwohl es nicht den selben Komfort wie Singapur aufweist, doch soviel Geist und Waerme verkoerpert. Selbst die streunenden Koeter und das Thai-Englisch vermissen wir nun. Vielleicht laesst es sich waehrend des Studiums noch mal einrichten, fuer ein bis zwei Monate durch Asien zu reisen- Laos, Kambodscha und Vietnam faszinieren und sehr- bzw. auch Thailands Norden zu bereisen.
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